Der Bankvorstand, der Name tut hier nichts zur Sache, war eben noch in aufgeräumter Stimmung. Ein angenehmer Gesprächspartner, wortgewandt und witzig. Ganz plötzlich aber bekommt er schlechte Laune. Eine einzige, vermeintlich harmlose Frage reicht dafür aus: "Wie läuft es denn eigentlich mit der MiFID-II-Umstellung?" Die Miene verdüsterst sich, die Antwort ist deutlich: "Die Kunden hassen MiFID II - und wir hassen es auch." [FAZ, 07.04.18]
Das was sich hier wie die Einleitung zu einem Roman liest, stammt aus einem Artikel der FAZ von letztem Monat. Danach werden von einem Vorstand einer Bank der mit MiFID II verbundene Papierkram, der sowieso nichts bringt, die Bevormundung durch den Staat, die Gängelung der Sparer, der Verlust an der Freude bei der Geldanlage bis zu haarsträubende Eingriffe in die Entscheidungsfreiheit der Kunden beklagt.
Der hier vermittelte Eindruck, als wäre die Bank der Robin Hood der Neuzeit der für die Armen einspringt und Ihnen zur Seite eilt, klingt allerdings nicht besonders glaubwürdig, wenn man bedenkt weshalb MiFID II eingeführt wurde. Nämlich mit der Absicht Anleger vor falscher Beratung durch ihre Banken zu schützen, nachdem bis zur Finanzkrise 2008 zahlreiche Anleger in den Ruin getrieben wurden, weil Banken ihnen ungeeignete Finanzprodukte verkauft haben.
Wenn man sich heute über den hohen Zeitaufwand, welcher statt 45 Minuten nun 90 Minuten dauern würde, über die Aufzeichnungen von Telefonaten oder die Notwendigkeit Gesprächsnotizen zu verfassen beschwert, ist dies sicherlich der genau falsche Ansatz und zeigt, dass man sich bisher kaum darauf eingestellt hat.
Wen wundert es da, dass das neue Unwort des Jahres für viele Banken 'Geeignetheitsprüfung' lautet. Ein neuer Begriff für das verpflichtende Beratungsprotokoll. Der Vorstand wettert, es wäre nicht einzusehen, dass man monatliche Einnahmen und Ausgaben der Kunden erfassen müsse, nur um die Risikoklasse zu ermitteln, möglicherweise noch bis ins Detail und verteidigt die Privatsphäre seiner Kunden, spricht von unendliche viel Papierkram. Man sähe zwar ein, dass man vor Betrug durch die Bank schützen müsse, der Schutz aber derzeit zu weit gehen würde. Ihre schlechte Nachricht lautet, dass man dem Irrsinn nicht vollständig entkommen können. Man sieht einen Ausweg in einer individuellen Vermögensverwaltung, um Anlageentscheidung ohne weiter Rückfragen selbst treffen zu können - allerdings wäre dies erneut nur nach einer detaillierten Vermögens- und Einkommensanalyse erlaubt. Rund eine Milliarden Euro hat die Banken die Umstellung auf MiFID II nach eigener Schätzung gekosten und man hätte mit dem Geld Sinnvolleres anstellen können, so deren Einschätzung.
Fragt sich, was man mit dem Geld sinnvolles angestellt hätte. Sicherlich nicht die Investition in eine neue und professionellere Kundenberatung. Denn dazu sind Banken immer noch nicht bereit und verlassen sich stattdessen auf die üblichen Prozesse und Technologien die durch ihre Rechenzentren vorgegeben werden. Banken scheuen den Aufwand bei der Erfassung der Einnahmen und Ausgaben ihrer Kunden und ebenso beim Vermögen. Dabei sollte gerade dies der erste Schritt einer professionellen Kundenberatung sein und gerade dies wäre für Banken und Versicherungen eine riesige Chance sich neu zu positionieren und Vertrauen zurückzugewinnen. Würden vollständige Kundendaten digital erfasst, müssen diese für später Beratungsgespräche lediglich noch ergänzt oder aktualisiert zu werden. Für alle künftige Kaufentscheidungen lägen bereits die erforderlichen Daten vor. Der Kunde jedenfalls stellt seine Daten hierfür gerne zur Verfügung, gerade wenn er weiß dass seine Daten sinnvoll genutzt werden und weil dies vom Gesetzgeber auch so vorgeschrieben ist. In 9 von 10 Fällen ergeben sich im Rahmen einer Geeignetheitsprüfung Versorgungslücken die mit maßgeschneiderten Produktansätze sinnvoll geschlossen werden könnten. Statt sich über den erhöhten Zeitaufwand zu beklagen, sollte man endlich damit beginnen MiFID II sinnvoll zu nutzen indem veraltete Beratungsprozesse dahingehend angepasst werden. Investition in professionelle Beratungssysteme und somit die Möglichkeit und die Bereitschaft auch komplexere Berechnungen anzugehen wäre wünschenswert.
"Unsere Kunden sehen die neuen Herausforderung mit MiFID II nicht als lästige Pflicht, sondern als eine Möglichkeit für neue Beratungsstrategien.", so GeNe GmbH Fachinstitut für Vermögens und Unternehmensnachfolge. Das Fachinstitut hilft Banken und Finanzdienstleistern bei der Einführung des Themas Vorsorge- und Nachfolgemanagement mit qualifizierter Ausbildung und professionellen Systemlösungen wie 'F.I.N.E.S.S Beratungssoftware'.
ma, 03.05.18